Warum ich Karate mache

Meine Nachbarin erzählte mir, dass es einen sympathischen Karateverein gibt, in dem sie trainiert: Der Ju Kengo. Ich sollte doch einfach mal mitkommen! Das war Ende der 80er Jahre. Seitdem bin ich dabei. Ich habe als Jugendlicher schon Karate gemacht, aber aufgehört, weil das in dem Alter halt so ist. Außerdem ging es in Richtung Wettkampf. Das war nicht meins.

Zugegeben, mein Trainingskalender beim Ju Kengo (wenn ich einen hätte) gleicht einem Schweizer Käse. Oft habe ich, teilweise auch länger, beim Training gefehlt. Aber: ich bin dabei geblieben. So war es genau richtig für mich, auch wenn ich nicht der Allerschnellste auf dem Weg zum Dan war. Aber wozu auch? Auch so ist Karate im Ju Kengo eine dicke Scheibe Leben, die ich genieße.

Ju Kengo heißt für mich: Karate bei unterschiedlichen Trainern mit verschiedenen Auffassungen, sodass sich ein breites Spektrum dieser Kunst auftut.

Karate ist gut für die innere Haltung! Ich hatte einen rothaarigen Klassenkameraden, der wegen seiner Haarfarbe öfter mal Prügel bezog. Und ich erlitt den ein oder anderen Kollateralschaden, weil ich halt in der Nähe war. Seltsam, aber seit ich Karate für mich entdeckt habe, habe ich mich nie mehr auf der Straße verteidigen müssen.

Karate ist gut für den Alltag. Zum Beispiel beim Bau des Eigenheims: Für einen sicheren Stand auf der neuen Mauer oder zur Verteidigung gegen abstürzende Dachlatten oder um unverletzt drei Meter tief zu fallen. Alles echt passiert!

Ju Kengo heißt auch Training in der Grube. Mit Sauna, Kochen, Wiese, Feuer und langen Abenden mitten im Wald. Da und auch in den Schulturnhallen ist Karate gut gegen Verspannungen im Rücken und in der Seele.

Wer ist dabei? Ganz normale Menschen. Aber auch nicht ganz normale. Handwerker, Studenten, Frauen, Männer, Große, Kleine, Entspannte, Klötze, Trainierende, Feiernde, Vordergründige, Hintergründige und natürlich Karatophile.

Ich bin gern im Ju Kengo, weil hier alles andere als langweilige Haudraufer dabei sind!